Nimmer kann ich ruhig treiben
Was die Seele stark erfaßt
Nimmer still behaglich bleiben
Und ich stürme ohne Rast
And’re mögen nur sich freuen
Wenn’s so recht zufrieden geht
Mögen Glückwunsch sich erneuen
Beten nur ihr Dankgebet
Mich umwogt ein ewig Drängen
Ew’ges Brausen, ew’ge Glut
Kann sich nicht in’s Leben zwängen
Will nicht ziehn in glatter Flut
Himmel such‘ ich zu erfassen
Und die Welt in mich zu ziehn
Und in Lieben und in Hassen
Möcht‘ ich bebend weitersprühn
Darum laßt uns alles wagen,
Nimmer rasten, nimmer ruhn;
Nur nicht dumpf so gar nichts sagen
Und so gar nichts woll’n und tun
Nur nicht brütend hingegangen
Aengstlich in dem niedern Joch
Denn das Sehnen und Verlangen
Und die Tat, sie blieb uns doch
Alles möcht‘ ich mir erringen
Jede schönste Göttergunst
Und in Wissen wagend dringen
Und erfassen Sang und Kunst
Welten selber stark zerstören
Weil ich keine schaffen kann
Weil sie meinem Ruf nicht hören
Stummgekreist im Zauberbann
Ach! die toten, stummen gaffen
Uns’re Taten höhnend an
Wir zerfalln und unser Schaffen
Und sie wandeln ihre Bahn
Doch ich möcht‘ ihr Los nicht tauschen
Von der Flut dahingejagt
Ewig fort im Nichts zu rauschen
Pracht, die stets sich selbst beklagt
Darum laßt uns alles wagen
Nimmer rasten, nimmer ruhn
Nur nicht dumpf so gar nichts sagen
Und so gar nichts woll’n und tun
Nur nicht brütend hingegangen
Ängstlich in dem niedern Joch
Denn das Sehnen und Verlangen
Und die Tat, sie blieb uns doch
Denn die Mauern und die Hallen
Alles stürzt im raschen Lauf
Kaum sind sie im Nichts zerfallen
Und ein neues Reich steigt auf
Und so schwankt es durch die Jahre
Von dem Nichts bis zu dem All
Von der Wiege bis zur Bahre
Ew’ges Steigen, ew’ger Fall
Und so treiben tief die Geister,
Bis sie selbst sich aufgezehrt
Bis sie ihren Herrn und Meister
Selber schonungslos verheert
Darum laßt den Kreis durcheilen
Den ein Gott uns herrschend zog
Laßt uns Lust und Leiden teilen
Wie die Schicksalswage wog
Darum laßt uns alles wagen,
Nimmer rasten, nimmer ruhn;
Nur nicht dumpf so gar nichts sagen
Und so gar nichts woll’n und thun
Nur nicht brütend hingegangen,
Aengstlich in dem niedern Joch
Denn das Sehnen und Verlangen
Und die That, sie blieb uns doch.
Text: Karl Marx, ca 1836
Musik: Michael Zachcial, 2018