Mein Deutschland strecke die Glieder

Mein Deutschland strecke die Glieder
Ins alte Bett so warm und weich;
Die Augen fallen Dir nieder,
Du schläfriges deutsches Reich.

Hast lange geschrieen dich heiser –
Nun schenke Dir Gott die ewige Ruh!
Dich spitzt ein deutscher Kaiser
Pyramidalisch zu.

Die Professoren reißen
Uns weder Thron noch Altar ein
Auch ist der Stein der Weisen
Kein deutscher Pflasterstein

Wir bauen dem lieben Gotte
Den hohen Dom zu Cöllen aus
Und geben eine Flotte
Auf Subscription heraus

Fünfhundert Narrenschellen
Zu Frankfurt spielen die Melodie:
Das Schiff streicht durch die Wellen
Der deutschen Phantasie.

Die Fragen sind erledigt,
Die Pfaffen machen bim bam bum
Den Armen wird gepredigt
Das Evangelium.

O Freiheit die wir meinen
O deutscher Kaiser, sei gegrüßt
Wir haben auch nicht Einen
Zaunkönig eingebüßt

Sie sind uns Alle verblieben
Und als wir nach dem Sturm gezählt
Die Häupter unserer Lieben
Kein einziges hat gefehlt

Deutschland nimmt nur die Hüte
Den Königen ab, das genügt ihm schon;
Der Deutsche macht in Güte
Die Revolution.

Text: Georg Herwegh, Dezember 1848
leicht gekürzt und bearbeitet von Michael Zachcial

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