Ach Gott! ach Gott, laß dich erbarmn!
Das Zillertal ist worden arm
Durch Leibsteuer und Geldaufschlag
Da führt man jetzt gar ein große Klag
Auch andre Auflagen und Beschwerden
So jetzt täglich zunehmen auf der Erden
Dass jetzt der arme Bauersmann
Schier gar nimmer erschwingen kann
Ach Gott! ach Gott, laß dich erbarmn!
Das Zillertal ist worden arm
Ach Gott! ach Gott, laß dich erbarmn!
Das Zillertal ist worden arm
Der Hunger war bei Vielen groß
Der Leib war an der Kleidung bloß
Dieweil es schon so lang hat gewährt
So ist das untere nach oben gekehrt
Die Kriegsmusterung auch deßgleich
Die tät auch Niemand machen reich
Ach Gott! ach Gott, laß dich erbarmn!
Das Zillertal ist worden arm
Ach Gott! ach Gott, laß dich erbarmn!
Das Zillertal ist worden arm
doch willt ’s den Herren nicht erklecken
Sie nehmen Steuer sogar aus den Bettelsäcken
Und dann tun sie’s noch weiter wagen
die Leut in Ketten und Eisen schlagen
doch die Bauern und Gemein, ein großes Heer
Es ist schon allbereit: All ins Gewehr,
ach Gott ach Gott lass …
Ach Gott! ach Gott, laß dich erbarmn!
Das Zillertal ist worden arm
wo nun der gnädigste Fürst und Herr
Schickt‘ in das Pinzgau gar viel Kriegsvolk her;
Die sollten zu denselbigen Malen
Das Zillertal bald überfallen.
Das haben die Zillertaler bald vernommen ;
Seind mehr als Sechstausend zusammen komme
Ach Gott! ach Gott, laß dich erbarmn!
Das Zillertal ist worden arm
Ach Gott! ach Gott, laß dich erbarmn!
Das Zillertal ist worden arm
das geschah im 16hundertisten Jahr
im 45gisten — das ist wahr —
denn die Obrigkeit war nie zu faul
reißt dem Armen das Brot aus dem Maul
Da möcht man noch Gnad erwerben
Unser schönes Tal soll nicht verderben.
Ach Gott! ach Gott, laß dich erbarmn!
Das Zillertal ist worden arm
Text: nach dem Originaltext von 1645 (nach Steinitz I, S. 40f) – Bearbeitung Michael Zachcial
Musik: Michael Zachcial
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