Laßt uns unseren Geist versenken
in des Wissens tiefes Meer!
Laßt uns denken, immer denken !
Ei, das ziert den Deutschen sehr.
Und wenn man uns fragt: Wie geht´s
sagen wir: Wir denken stets.
Alles denkt bei uns zu Lande
das ist deutsche Sitt´ und Brauch;
Ja, man denkt in jedem Stande,
Schuster, Schneider, denken auch.
und wenn sie auch nichts gemacht,
sagen sie: Wir ha‘ n gedacht.
Denken muß der Deutsche immer,
wo er sitzt und geht und steht,
und er läßt das Denken nimmer,
wenn‘ s auch noch so schlecht ihm geht;
Und sein Trost, sein Glück und Heil
ist: ich denke mir mein Teil
„Du Gedankenland auf Erden,
wenn dein Denken wird zur Tat,
Ei, was kann aus Dir noch werden!
Kommt‘ s nur etwa nicht zu spat,
daß man fragt: Was machtet Ihr ?
Und Ihr sagt: Stets dachten wir.“
Text: Hoffmann von Fallersleben, 18. Januar 1842 – (in: Deutsche Lieder aus der Schweiz)
Musik: Michael Zachcial
Vorweg gestellt hatte er dieses Motto:
Der Deutsche reflektiert über alles, sieht alles aus der Vogelperspektive
und ist darum nie in der Mitte der Sache. Der Deutsche
hat alles und ist nichts. (Börne, Gesammelte Werke, 1.16.)