In Lumpen, dem Verhungern nah
Und kaum noch mächtig seiner Sinne
Lag Jean Misére hilflos da:
O Qual! ruft er, hältst du nicht inne?
O Qual! Wird das nicht anders doch einmal?
Mir hilft kein Freund, mir hilft kein Stern
Der Markt ist öde und verlassen:
Auf nacktem Steine schlief ich gern,
Wollt mich der Regen schlafen lassen!
Das alte Pflaster gibt nichts her,
Nicht einen Brocken — ’s ist zum Schreien!
Ich halte mich vor Wut nicht mehr. —
Könnt ich das Leben von mir speien!
Ich war ein tücht’ger Bursch und jetzt
Musst ich zum eklen Krüppel werden:
Der Lohn, mit dem man Arbeit schätzt,
So lang es Menschen gibt auf Erden
Nur immer hieß es: schaff und wach!
Wer leben will, darf sich nicht schonen.
Den Murrenden hält man im Schach
Mit Pfaffenspruch und mit Kanonen.
Ein Narr, wer ihre Lehre glaubt,
Die für Moral und Ordnung streitet!
Ihr Krieg hat mir den Sohn geraubt,
Ihr Gold mein Mädel fehlgeleitet!
Und diese Mörder uns’res Glücks
sucht noch die Kirche reinzuwaschen.
Hält eine Hand das Kruzifix,
Durchwühlt die and’re uns’re Taschen
Einst weckte mich ein Sonnenstrahl .
Aus düsterem Versumpfungswahne.
Die Brüder gaben das Signal!
Da folgte ich der roten Fahne.
Als uns erdrückt der Feinde Troß
Rief ich: es lebe die Kommune!
Und uns zerfleischte ihr Geschoß
Wie Walfischleiber die Harpune.
Das schöne Luftschloß war zerschellt.
Und alle Macht verblieb den Reichen
Ein Zuchthaus ist für uns die Welt,——
Das einzige Ziel ist: zu entweichen!
Die endlich dann erlöst der Tod,
schafft man zu Grab mit dürrem Rosse.
Und täglich holt Tyrannin Not
sich neue Geißeln aus der Gosse.
O Qual! Wär das nicht anders doch einmal?
Originaltext: Eugène Pottier
deutsche Übersetzung: Sigmar Mehring
Musik: Michael Zachial