In dem Tal der Guadelupe
Wohnt kein Fürst, kein Edelmann,
Kennt man keine Fronarbeiten,
Zehnten und Gerechtigkeiten,
Kein Regal und keinen Bann.
In dem Tal der Guadelupe
Gibt es keinen Herrn und Knecht:
Niemand wird der Willkür Beute,
Alle sind wir freie Leute,
Haben ein Gesetz, ein Recht.
In dem Tal der Guadelupe
Fragt mich nie ein Polizist,
Was ich denke, was ich schreibe,
Ob ich dies, ob jenes treibe,
Ob ich bin eine guter Christ.
In dem Tal der Guadelupe
Stört mich kein‘ Erinnerung
An die Ritter, an die Knappen,
Hexen, Folter, Helm und Wappen,
Hier ist alles neu und jung.
In dem Tal der Guadelupe
Leb ich froh mein Leben hin,
Fühl bei jedem Atemzuge
Wie der Edelfalk im Fluge,
Daß ich frei und glücklich bin.
(H. v. Fallersleben, 1845)