Es waren zwei Königskinder
Die hatten einander so lieb
Sie konnten zusammen nicht kommen
Das Wasser war viel zu tief
„O, Liebster, ach könntest du schwimmen
so schwimm doch ´rüber zu mir
Drei Kerzen will ich anzünden für dich
die sollen leuchten dir.“
Das hörte eine falsche Nonne
Die tat, als ob sie schlief
Die tat die Kerzen auslöschen
Der Knabe sank so tief
„O Fischer, lieber Fischer
sollst haben einen guten Lohn
du sollst dein Netz auswerfen
fisch mir einen Königssohn!“
Und dann warf er sein Netz ins Wasser
so saßen sie ganz lang im Kahn
und er fischte und fischte so lang
Bis sie den Königssohn sahn
Und dann schloß sie ihn in ihre Arme
Und sie küßte seinen bleichen Mund
„O mein Mund, o könntest du sprechen
So würd mein Herz gesund.“
Dann schwang sie sich in ihren Mantel
dann sprang sie mit ihm ins Meer
„Gut Nacht Vater und Mutter
Ihr seht mich nimmermehr“
So hörte man Glockengeläute
so hörte man Jammer und Not
Da liegen zwei Königskinder
Die sind alle beide tot
Text und Musik: Verfasser unbekannt, mindestens seit dem 15. Jahrhundert mündlich überliefert. Auch hier das tiefe Wasser als Sinnbild erotischer Leidenschaften. Die Ballade mit Parallelen zu der etwa 2000 Jahre griechischen Sage von „Hero und Leander“ oder der Gara und Jonay von den Kanaren hat nicht selten noch eine Nebengeschichte, in der die Tochter die Mutter bittet, allein an den See gehen zu dürfen und die Königstochter dem Fischer Krone und Ring gibt, bevor sie ins Wasser springt.