Zornige Sehnsucht

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Ich duld es nimmer! ewig und ewig so
Die Knabenschritte, wie ein Gekerkerter
Die kurzen vorgemeßnen Schritte
Täglich zu wandeln, ich duld es nimmer!

Ists Menschenlos – ists meines? ich trag es nicht
Mich reizt der Lorbeer, – Ruhe beglückt mich nicht
Gefahren zeugen Männerkräfte
Leiden erheben die Brust des Jünglings.

Was bin ich dir, was bin ich, mein Vaterland?
Ein siecher Säugling, welchen mit tränendem
Mit hoffnungslosem Blick die Mutter
In den geduldigen Armen schaukelt.

Mich tröstete das blinkende Kelchglas nie
Mich nie der Blick der lächelnden Tändlerin
Soll ewig Trauern mich umwolken?
Ewig mich töten die zornige Sehnsucht?

Was soll des Freundes traulicher Handschlag mir
Was mir des Frühlings freundlicher Morgengruß
Was mir der Eiche Schatten? was der
Blühenden Rebe, der Linde Düfte?

Beim grauen Mana! nimmer genieß ich dein
Du Kelch der Freuden, blinkest du noch so schön
Bis mir ein Männerwerk gelinget
Bis ich ihn hasche, den ersten Lorbeer

Der Schwur ist groß. Er zeuget im Auge mir
Die Trän, und wohl mir, wenn ihn Vollendung krönt
Dann jauchz auch ich, du Kreis der Frohen
Dann, o Natur, ist dein Lächeln Wonne

Text: Hölderlin, 1789
Musik: Michael Zachcia

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